Nachtrag zu gestern: Ich wollte nach Klausenburg (Cluj Napoca) aber Thomas wollte unbedingt in Turda übernachten (wegen Mauernüberdosis). Ich finde Turda sieht aus wie Afghanistan ohne Afghanen. Es gibt eine Strasse der Kriege und so sieht es auch aus. Das Zentrum ist aber ganz ok, leider überhaupt nichts los. Es gibt auch so eine Art Feinkost-Express, aber halt auf rumänisch.
Im Internet haben wir nach Pensionen vor Ort gesucht. Einige waren zwar recht günstig aber mit den die wir bisher hatten nicht zu vergleichen. Daher wollte ich lieber hinfahren und sie mir selbst ansehen. Die meisten sind nah beinander, von der City ca 2 km entfernt. Aber hier (Afghanistan lässt grüßen) sind 2 km Entfernung nicht so einfach. Zuerst haben wir im Navi sämtliche Strassen eingetippt. Das Navi war mit seiner Weisheit am Ende und kennt nur 3 Strassen hier, von den von uns Gesuchten war keine dabei. Der Ort hier hat immerhin 50.000 Einwohner und die leben auch in Häusern. Diese wiederum erreicht man allerdings tatsächlich nicht auf Strassen sondern vielmehr über eine Aneinanderreihung von Schlaglöchern, Pfützen und Tümpeln.

Aber wir sind ja gut ausgerüstet und mittels UMTS-USB-Stick und mit Google-Maps fanden wir die Strassen auf dem Laptop. Also sagte ich zu Thomas "ist doch ganz einfach vom Rathaus nach Norden und dann links." Unser Auto hat nun das Seepferdchenabzeichen und wir fahren immer weiter durch kleine Seen und Wasserlöcher bis wir nach einer halben Stunde merkten, dass wir völlig verkehrt sind. Die Strassen in der Realität haben scheinbar ein Eigenleben und sind nicht da wo Google-Maps sie gerne hätte. Strassenschilder werden nach dem Zufallsprinzip angebracht. Wäre ja noch schöner wenn jeder Fremde sofort wüßte in welcher Strasse - pardon, Schlaglochsammlung - er sich gerade befindet. Google Streetview wird es nur geben wenn Google mit Panzer oder Boot hierdurch fahren wird.

Die Bewohner konnten uns trotz meiner Rumänischkenntnisse nicht wirklich weiter helfen. Kurzgesagt die Raffnixe dieser Welt wohnen alle hier. Ich hätte genausogut chinesich sprechen können. Wir sollten zum Rathaus zurück. ZURÜCK!! Das Auto (mittlerweile mit Freischwimmerabzeichen) hat es uns verziehen. Irgendwann haben wir tatsächlich die Pensionen gefunden, aber alle waren ausgebucht.
Neuer Plan: Wir bleiben stehen und versuchen weitere Pensionen, die wir im Internet finden, anzurufen. Nach einigen vergeblichen Anfragen sagt mir eine der ausgebuchten Pensionswirtinnen, dass eine Freundin von ihr super Zimmer hat, es wäre so schön dort... Mittlerweile bin ich schon so genervt von dieser Stadt, es ist mir fast egal wo wir schlafen. Ich ruf also da an und diese Tante will mir nicht sagen wo sie wohnt sondern mich auf der Strasse treffen. Sehr seltsam. Nach weiterem Rumfahren (Hüpfen) durch die beliebten Strassen (haha!) von Turda finden wir die Dame am Strassenrand. Ich soll mir das Zimmer ansehen. Sie zeigt mir ein Zimmer und ich denke "das ist doch das Wohnzimmer der Alten oder?"
Es riecht nach alten Leuten die den ganzen Tag Bortschsch kochen und nie lüften. Ich stehe wie benommen. Ich frage ganz nett wo das Bad ist und wer es alles mit benutzt, sie meint ja wir zusammen (sie, ihr Mann und vielleicht noch der Alte der hier rumschwirrt) Ich weiss nicht was ich sagen soll. Da Thomas auch schon ziemlich genervt draussen sitzt, sage ich ihm auf deutsch dass es mir nicht gefällt. Ich erwähne die Badsituation, er versteht nichts. Er sagt alles wäre ihm jetzt recht und bemerkt meine unzufriedenen Gesichtsausdruck nicht mehr da ich bereits seit 2 Stunden so gucke.
Dann riecht er das Zimmer und ist entsetzt. "Das ist nicht dein Ernst? Was soll das kosten? Wir sollen auf der Klappcouch schlafen?"
Zugegeben 60Lei sind grad mal 15€, aber dafür haben wir die letzten Nächte sehr viel Besseres gehabt. Von dem komischen Alten der auch noch rumschwirrt habe ich ihm noch gar nichts erzählt, warscheinlich soll er zwischen uns auf der Couch schlafen.
Ich sage der Dame dass es nicht geht, mein deutscher Freund mag es nicht. Mache einen auf gute Rumänin, böser Deutscher. Sie lässt nicht locker, fragt nach dem Grund und ich sage es riecht komisch. Meine Manieren sind wohl in den Schlaglöcher gefallen. Damit ich besser dastehe einigen wir uns auf rümänisch, dass Thomas einfach ein furchtbarer Mensch ist. ;-)
Ende der Geschichte, wir bekommen nach weiterer Suche via Internet eine Pension für 10Lei weniger. Auch nicht so doll, aber mit eigenem Eingang, Bad, und Miniküche. Nun kann es endlich zum Essen gehen. Achso, der Feinkostexpress ist das beste Restaurant am Platz erfahren wir, und das Einzige. Ich will wieder weg und zwar morgen früh, ich stehe ganz früh auf das weiß ich jetzt schon.
Morgens haben wir versucht für euch ein Paar Schlaglöcher zu fotografieren aber die Pfützen waren weg und die ganz schlimme Strasse fahren wir nicht nochmal. Die Ziegen die wir unterwegs getroffen haben haben unser Auto mitleidig angesehen nach den gestrigen Strapazen.


Weiter zur 2. Attraktion in der Gegend - der Turda Schlucht (Cheile Turzii). Eine Art Mini-Yosemite-Valley. Der Regen von gestern hat sich verzogen und es ist auch nicht mehr so heiß. Ideale Bedingungen für eine kleine Schluchtwanderung.




Tolle Gegend um mit dem Seil zu klettern es gibt hier viele Akrobaten.


Aufgabe für die Bildchengucker ist euch beim lezten Bild was aufgefallen? Lösung am Ende des Beitrages.
Der Weg ist ca 1,5 km, einfach und wunderschön.


Thomas muss natürlich rumspringen und überall rumklettern. (ok, ok ich geb zu auf der Brücke hab ich auch känguruht)



Danach kurzer Abstecher nach Cluj, noch ein Mittelalterliches Zentrum - nix zu sehen für uns (immer noch Gemäuer-Übersättigung), also weiter nach Bistrita.
Wie versprochen die AUFLÖSUNG des Bildes mit den Kletterkünstler. Ein netter Gag die Stiefel unterm Stein zu betonieren.
