durch die Drake
kein Land in Sicht
14.03.2013 - 16.03.2013
5 °C
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RTW Reloaded 2011-2013
auf Tom Travel's Reise-Karte.
2. Tag auf See
Kap Horn liegt bereits weit hinter uns. Die Wellen werden noch höher, der Wind stärker. Die Drake Passage zeigt uns was sie drauf hat. Die Bark macht rekordverdächtige 9 Knoten. Beim Frühstück und Mittagessen ist heute viel Platz. Etliche Passagiere ziehen es vor nichts zu essen. Zwecklos wenn es ohnehin nach 5 Minuten im Eimer oder bei den Fischen landet.
Es gibt keine Fotos vom heutigen Tag. Oben schlagen ständig Wellen übers Deck, man bräuchte eine wasserdichte Kamera. Außerdem muss man sich ständig irgendwo mit mindestens einer Hand festhalten. Schräglage wird zur Normalität.
Gerade als unsere Mittagsschicht endet fängt es an zu regnen - Glück gehabt. Für uns geht es erst wieder nach Mitternacht weiter in der sogenannten "Dog Watch" von 00:00-04:00.
Hoffentlich gibt es heute etwas Leckeres zum Abendessen. Allein beim Geruch von Essen wird mir übel. Jedes Mal wenn ich an der Küche vorbei gehe halte ich die Luft an.
3. Tag auf See
Es gab nichts Leckeres zum Abendessen. Vielleicht war es lecker aber mir war einfach nicht danach. Die ersten Opfer der Seekrankheit tauchen wieder an Deck auf. Es stimmt also was man sagt, nämlich dass dieses Problem in 2-3 Tagen vorüber geht.
Unser Team ist immer noch auf 6 Aufrechte reduziert, deswegen müssen wir längere Schichten schieben. Statt 30 Minuten Wache und 30 Minuten Pause haben wir nun 60 Minuten Dienst und 30 Minuten frei.
Anfangs ist es am 3. Tag auf See recht mild und es geht kaum Wind.
Zeit zum Ausruhen für die Mannschaft. Der Seegang bleibt sehr hoch, das Deck regelmäßig überflutet.
Die Segel werden eingeholt und wir fahren ein Stück mit Motor, bis wir aus dieser Zone heraus sind. Dann kommt wieder ordentlich Wind auf und es wird sehr sehr kalt. Die Crew muss wieder ran und rauf in die Masten. Alle Segel werden gesetzt - im Dunkeln. Die Europa nimmt Fahrt auf und macht nun über 8 Knoten.
Als ich das Ruder übernehme zeigt der Kurs 90°Ost an, sollte aber 150° sein. Kleine Abweichung meint mein Vorgänger. Zurück auf den vorgegebenen Kurs zu kommen ist gar nicht einfach. Das Schiff schwänzelt wie ein junger Hund und als es endlich wieder in die richtige Richtung fährt ist mir zumindest schön warm dabei geworden.
Am Ausguck ist es heute Nacht extrem unerfreulich. Trotz etlicher Schichten Kleidung pfeifft der Wind durch. Irgendwo vergisst man immer einen Spalt abzudecken und an der Stelle wird es dann nach kurzer Zeit sehr unangenehm. Bewegen kann man sich auf dem Posten kaum, das Schiff rollt stark von Seite zu Seite und das Stehen ist nicht einfach. Herumlaufen um sich aufzuwärmen noch schwieriger.
Dann fängt es auch noch an zu regnen. Um 4 Uhr morgens ist meine erste "Dog Watch" zu Ende. Völlig durchgefroren gehe ich an die Bar und hole mir mein Gute-Nacht-Bier.
4. Tag auf See
Die heutige Frühschicht war extrem übel. Aufstehen um halb 4 Morgens und raus in den eisigen Wind. Das bewegungslose Rumstehen am Ausguck ist am schlimmsten. Am Ruder ist es heute aber auch nicht viel besser, denn seltsamerweise fährt die Europa von ganz alleine den gewünschten Kurs. Keine Action am Steuerrad, keine Möglichkeit sich dabei aufzuwärmen, immer den Blick auf den Kompass.
Es läuft an Bord eine Lotterie wer den ersten Eisberg sichtet. Alle haben Tipps bezüglich Datum und Uhrzeit dieser Sichtung abgegeben.
Jeff, einer der Südafrikaner in meiner Schicht sieht dann um 7:30 den ersten, mein Tipp war 6:20 - knapp daneben, gewonnen habe ich nichts.
Gestern habe ich komplett aufs Abendessen verzichtet. Allein der Geruch vorweg hat mir gereicht. Ich halte mich an den Nachtisch, Früchte und alles was nicht gekocht bzw. verkocht wird. Wenn das so weiter geht werde ich noch zum Veganer. Für morgen ist Land angekündigt.
Eingestellt von Tom Travel 05:26 Archiviert in Antarktis Kommentare (0)