Willkommen in Bolivien
Die Luft wird dünn
08.04.2013 - 10.04.2013
17 °C
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RTW Reloaded 2011-2013
auf Tom Travel's Reise-Karte.
So gut es mir in Salta gefallen hat, ich muss echt sehen dass ich voran komme. Nördlich von hier sollen tolle Schluchten liegen, die angeblich so aussehen wie die in Utah. Mein nächstes Ziel wird Tilcara, das liegt auf der Karte ziemlich genau mittendrin in diesen Canyons.
Ich war wieder mal sehr optimistisch und habe mir keinen Sitz im Nachmittagsbus reserviert. "Completo", sagt der Mann am Ticketschalter und deutet auf die Abfahrtszeiten. Erst um 22 Uhr ist wieder ein Platz frei. So lange will ich nicht warten. Außerdem würde ich dann um 2 Uhr morgens ankommen. Ich schaue auf meine Karte und sehe, dass auf halbem Weg Jujuy liegt. Da wollte ich zwar nicht Halt machen, aber Hauptsache heute mal weg von hier. Der Bus dorthin fährt in einer halben Stunde und hat auch noch einen Platz für mich. Na also, geht doch. Man darf sich nur nicht abwimmeln lassen. Ein paar andere Touristen in der gleichen Situation wie ich, sind enttäuscht wieder abgezogen und verbringen einen weiteren Tag hier.
In Jujuy findet sich dann problemlos ein weiterer Bus der mich den Rest der Strecke nach Tilcara bringt. Es geht von 1000m auf 2500m hoch. Als ich ankomme ist es stockfinster und eiskalt. Ein seltsamer Ort ist das hier. Staubstraßen, keine Straßenschilder und kaum Straßenbeleuchtung. Wieder mal habe ich nichts reserviert und muss mich auf Zimmersuche begeben. Eine Frau kommt im Dunkeln auf mich zu drückt mir einen Zettel in die Hand und fragt "Cocktail?". Was für eine seltsame Idee, ich brauche erst mal ein Zimmer bevor ich mir einen schönen Abend mache.
Etwas weiter reicht das Licht um den Zettel zu lesen. Aaah! Jetzt dämmert es mir. "Hostel" meinte die Dame. Genau was ich brauche.
Ich habe also jetzt eine Adresse mit kleiner Karte des Dorfes. Aber so ohne Licht und Beschilderung ist es ziemlich schwierig den Weg zu finden. Kein Taxi zu sehen, also zu Fuß. Es geht steil bergauf, da bin ich mit meinem Rollkoffer auf diesem Gelände völlig falsch ausgerüstet. Nach 20 Minuten komme ich schwitzend und schnaufend ans Ziel. Im Nachhinein erscheint mir der ganze Tag wie ein Computer-Adventure-Spiel
Am nächsten Tag sehe ich, dass dieser Ort, von roten Bergen umgeben, wirklich herrlich gelegen ist. Am Ortsrand die restaurierten Reste einer Inka Festung – Pukara. Mir ist das zu über-restauriert. Sieht alles nagelneu aus.
Hier auch wieder reichlich Säulenkakteen, von denen ich immer noch nicht genug gesehen habe. Gefällt mir besser als die "Ruinen", die keine sind.
500 Höhenmeter den Berg rauf, 6km Marsch – eine Coca-Infusion wäre jetzt das Richtige.
Die Einheimischen schwören drauf. Keine Müdigkeit, kein Hungergefühl. Ich gehe ohne Doping bis zu einer weitere Attraktion dieser Gegend: Garganta del Diablo – schon wieder ein Teufelsrachen. Hier ein schmaler Canyon mit Wasserfall.
Der Weg führt an manchen Stellen ziemlich eng am Abgrund entlang, schwindelfrei sollte man hier schon sein.
Das reicht mir dann auch schon als Eindruck von hier. An Utahs Canyons kommt das hier niemals ran. Ich nehme am nächsten Morgen den ersten Bus nach Norden - Humahuaca. Ich steige dort kurz aus – schaue mich um. Nö, das ist auch nix für mich. Weiter nach La Quiaca, die nördlichste Stadt Argentiniens und direkt an der Grenze zu Bolivien gelegen. Dort das Selbe – aussteigen, umschauen – nö, auch hier bleibe ich nicht. Zu Fuß überquere ich eine Brücke und auf der anderen Seite ist schon Villazon in Bolivien. Der Grenzer begrüßt mich mit einem “Willkommen in Bolivien“ auf deutsch. Na das ist doch mal ein netter Empfang.
Grenzorte sind selten schön, Villazon ist keine Ausnahme. Es ist noch früh und ich denke ich kann es heute bis Tupiza schaffen. Ein Ort der mir von anderen Reisenden empfohlen wurde. Geht auch problemlos, ein Minibus übernimmt den Transport. Der Fahrer fährt allerdings wie ein Irrer. Ich bin ja sonst nicht der ängstliche Typ, aber ich kann bei seinen gewagten Überholmanövern bald nicht mehr hinsehen. Auch enge unübersichtliche Kurven fährt er grundsätzlich auf der Ideallinie. Fahrbahnmarkierungen sind für ihn nicht wirklich relevant.
Tupiza liegt auf 3000m und am nächsten Morgen habe ich einen Riesen-Brummschädel. Zuerst dachte ich es läge am Wein vom Vorabend. Es stellt sich aber heraus, dass ich zum ersten Mal leicht höhenkrank bin. Von hier aus will ich eine 4-Tage-Tour in die Uyuni-Salzwüste machen. Für morgen war schon alles ausgebucht, also habe ich für den Tag ersatzweise einen Reitausflug gebucht. Das Pferd weiß nach spätestens 1 Minute, dass da wieder einer oben sitzt der keine Ahnung hat.
Ab da bin ich Passagier. Der Gaul macht was er will. Zumeist bedeutet das den anderen Pferden hinterher zu laufen. So lange er im Schritt geht ist es kein Problem, Trab ist weniger gut. Von der Theorie weiß ich, dass man das irgendwie aussitzen soll. In der Praxis fliege ich schmerzhaft im Sattel herum wie ein Sack Kartoffeln. Gut dass der Gaul faul ist und sich überwiegend im Schritt bewegt. Galopp wollte ich gar nicht erst ausprobieren.
Außer mir sind noch 3 belgische Mädels in der Gruppe. Ebenso völlige Reitanfänger wie ich. Sie sorgen für die akustische Untermalung des Ausflugs. Alles kein Problem, wir werden vom Besitzer der Pferde geführt und die Pferde kennen den Weg. Wir reiten zum Ventana del Diablo (Teufelsfenster).
Warum ist eigentlich immer alles was irgendwie besonders aussieht des Teufels?
Ich bin froh als es nach 3 Stunden vorbei ist. Wieder etwas das ich von der Liste der Dinge streichen kann, die ich unbedingt nochmal tun muss.
Eingestellt von Tom Travel 08:43 Archiviert in Bolivien Kommentare (0)