Die Sonne scheint endlich wieder als wir uns von Victoria's Guesthouse und von Dilia in Donsol verabschieden. Meine Erkältung ist nun so gut wie weg. Nur Alina ist ein wenig verschnupft. Wir haben den Fährplan erfragt und erfahren, dass jeden Dienstag, Donnerstag und Sonntag ein Nachtboot von der Nachbarinsel Masbate nach Cebu City fährt. Heute ist Donnerstag, passt also wunderbar. Im Nachbarort Pilar ist ein kleiner Hafen, von dem aus eine Banca nach Masbate fahren soll. Ein Tricycle bringt uns hin. Das Boot liegt schon da, fährt allerdings erst in 3 Stunden - wir sind viel zu früh dran. Die 2-stündige Überfahrt ist dann wieder mal sehr ruhig. Was das angeht haben wir richtig Glück, bisher hatten wir nur sehr angenehme Bootsfahrten.

In Masbate City angekommen erfahren wir, dass heute von hier kein Boot nach Cebu fährt. Es ist Gründonnerstag - ein hoher Feiertag hier auf den Philippinen. Da fährt die Fähre nicht, meint er. Sonntag geht die nächste. Was? Sonntag? 3 Tage hier warten - nicht schon wieder. Das kennen wir doch aus San Jose. Es muss einen anderen Weg geben. Vom anderen Ende der Insel geht eine andere Fähre...vielleicht erwischen wir die noch. Mit einem Minivan und 3 weiteren Philippinos, die auch von der Feiertagssituation überascht wurden fahren wir ans Südende der Insel Masbate nach Cataingan.
Wir beeilen uns, der Fahrer fährt wirklich zügig um das Boot um 6 oder 6:30 oder 7 zu bekommen. Das ist hier das Problem, jeder hat eine andere Meinung wann das Boot fährt. Es ist 6 durch, dann 6:30, kurz vor 7 kommen wir an.
Jubel! Da liegt das Boot. Auf dem Schild steht: Abfahrt 8 Uhr. Nur, es ist verdächtig wenig los dafür dass es bald ablegen soll. Bald erfahren wir den Grund dafür. Auch dieses Boot fährt nicht vor Sonntag. Wir sind also völlig umsonst um die halbe Insel gehetzt. Hilft nichts, heute kommen wir hier nicht mehr weg. Gestrandet in Cataingan. Es ist ein jämmerliches Kaff. Dagegen war San Jose (Mindoro) ein Gewinner. Hier zu übernachten ist wirklich nichts was man sich als Reisender wünscht. Es gibt ein einziges Guesthouse und die Zimmer sind eine Mischung aus Jugendherberge und Gefängniszelle. Die Matratze ist 5 Zentimeter dick, im Gefängnis gibt es bestimmt bessere Matratzen.

Eine Wahl haben wir nicht und so bleiben wir die Nacht hier. Das Bad(?) spottet jeder Beschreibung. Ein Wasserbottich mit Schöpfkelle in der einen Ecke, eine Kloschüssel in der anderen. Ein Wasserhahn für "kleine" Hobbits ca. 30 cm vom Boden. Das Mini-Waschbecken hat keinen Wasserhahn. Der Zementboden ist überschwemmt, das ganze beleuchtet von einer einsamen Glühbirne am Draht von der Decke. Zu viel Licht will man hier drin ohnehin nicht haben. Es gibt Dinge die will man nicht genau sehen.
Das ist eine Unterkunft, für die müsste man Geld bekommen um hier zu schlafen. Wir müssen tatsächlich bezahlen. Obwohl wir alle Moskitos für Nächte durchfüttern!
Gegessen haben wir auch noch nichts. Das Angebot an den Ständen verdirbt uns den Appetit. Wir müssen hier weg - schleunigst! Morgen früh zurück nach Masbate City scheint der einzige Ausweg. Diese Stadt sah zumindest beim Durchfahren etwas besser aus. Dort können wir die 2 Tage bis zur Abfahrt der Fähre besser aushalten.
Unser Wirt erzählt von einem Boot das Samstag mittag von hier nach Nord-Cebu geht. Das wäre für unsere Pläne viel besser als das Boot Sonntag Abend nach Cebu City. Das werden wir morgen überprüfen. Wenn wir eines hier gelernt haben, dann ist es sich jede Information doppelt und dreifach von verschiedenen Quellen bestätigen zu lassen. Das gilt vor allem für Boots- und Flugpläne. Nirgends auf unseren Reisen sind wir so oft Fehlinformationen aufgesessen wie hier.
Ohne Abendessen und ohne Dusche geht es in unser Matratzenlager. Was anderes als Schlafen kann man hier auch nicht. Zuvor haben wir einen Dorfspaziergang gemacht auf der Suche nach einer Bar oder Restaurant. Nach vielem Fragen finden wir ein Haus mit einem großen Raum, der möglicherweise als Karaoke-Bar genutzt wird. Dort gibt es tatsächlich kühles Bier in einem Ambiente das Seinesgleichen sucht.


Plastiktische und Stühle, kahle Wände, eine mit Plastikgirlanden dekorierte Empore die als Lageraum für noch mehr Plastikstühle genutzt wird. Uns ist nicht zum singen sondern zum heulen.
Am nächsten Morgen Frühstück oder sowas Ähnliches. Es gibt Bäckereien, aber was die anbieten ist so lala. Wir bekommen eine kalte Sprite zu trinken, ist doch schon mal was. Nach Cola Light zu fragen erübrigt sich.



Uns wird bestätigt, Samstag fährt mittags ein Boot. Nicht nach Cebu City aber dafür in ein Kaff in den Norden der Insel Cebu. Da müssen wir eh hin. Das bedeutet noch eine Nacht hier, aiiii. Wir gehen zum Hafen. Da sehen wir es warten mittlerweile 2 Fähren.

Eine fährt morgen Mittag, eine übermorgen nachts. Wir treffen den Philippino der auch mit uns mit festsitzt. Der hat auf der Sonntagsfähre geschlafen, kostenlos. Wir fragen den Vize-Kapitän der Fähre nett ob wir auch auf seinem Boot auf den Pritschen schlafen können. Die haben ein besseres Bad und am nächsten Tag fahren wir eh mit ihm weiter. Alles ist besser als das Guesthouse in Cataingan. Der Kapitän ist einverstanden. Wir gehen ins Internetcafe und checken im Guesthouse aus. Wir schleppen das Gepäck zum Boot, es ist Mittag und höllisch heiß. Nun sind da nur noch 2 Hansel. Einer ist ein Maschinenmann, der andere Security. Der Rest der Crew ist am Beach. Der will uns nicht aufs Boot lassen, er weiß nichts von unserer Abmachung. Alle sind weg. Den großen schlanke Vize-Kapitän, den kennt er nicht. Hä? Also der war echt groß für einen Asiaten, trägt eine Brille wie kann er den nicht kennen? Wir sind genervt. Die gesamte Crew ist jetzt schwimmen gegangen und kommt wohl erst abends wieder. Wahrscheinlich dicht wie die Haubitzen. Super! Wir dürfen die Koffer auch nicht da lassen, der Security Typ will das nicht. Alles Bitten und Flehen hilft nicht. Argh! Grmpf!
Wir schleppen fluchend unser Gepäck zurück den Quai entlang durch die Hitze. Kaum gehen wir ein paar Meter kommt der Philipino auf uns zu. Es sitzen mittlerweile mit uns 7 Leute hier fest und die haben ein privates Boot organisiert. Das würde uns direkt zu unserem Ziel bringen. Fast zu gut für uns, denn wir haben kaum noch Cash und wollten eigentlich in Cebu City einen ATM plündern.
Wir feilschen mit dem Kapitän der kleinen Banca, zahlen jetzt das Doppelte kommen aber direkt bis an unser Ziel nach Malapascua und müssen keine weitere Nacht sonstwo verbringen.


Die fahrt soll 3 Stunden dauern. Nach einiger Zeit sagt er in 10 Minuten sehen wir unsere Insel. Erst ein kleiner Punkt, dann wird sie nach einer Stunde sichtbar. Nach einer weiteren Stunde sehen wir den Strand, die Palmen, herrlich. Wir sind jetzt schon über 4 Stunden unterwegs aber was soll's. Wir würden am liebsten ins Wasser springen und hin schwimmen.

Da fährt das Boot dran vorbei. Was ist denn nun los? Nee, das ist sie nicht die Insel. Das ist der kleine Punkt da ganz vorne am Horizont. Nee, noch 2 Stunden. Philippinische Zeitangaben sind nicht wirklich ernstzunehmen. Nach über 6 Stunden (gefühlt aber 36) erreichen wir unser Ziel, der Hintern wund von den schmalen Holzbänken.
Wir werden kurz vor Sonnenuntergang am Strand abgesetzt. Es ist Karfreitag, wir haben kein Bargeld, keine Reservierung und mal wieder keinen Plan. Da stehen wir nun mit unserem ganzen Gepäck, kommen uns ausgesetzt vor. Weit und breit kein Mensch zu sehen. Es sieht so aus als ob wir nicht wirklich am richtigen Ort abgesetzt wurden. Unsere Rollkoffer sind nicht gerade ideal für den sandigen Boden. Wir müssen schleunigst ein Quartier finden. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr bevor es völlig finster wird


Eines wissen wir aber sicher: Wir schlafen lieber am Strand als nochmal im Jugendgefängnis.
Frohe Ostern euch allen und genießt das Osterfest, das Essen, eure schönen Betten und die Bäder! Es sind doch die kleinen Sachen die zählen oder?
